Fähren von Helsinki nach Tallinn: Silja Line, Nordic Jet Line, Eckerö Line, Linda Line

Von Finnland gekommen war die erste Amtshandlung in den baltischen Staaten die Visumsausstellung im Hafen Tallinns, der Hauptstadt von

- Estland -
( Eesti )

Mit 800,- EEK (oder bevorzugten 100,- DEM) ist man dabei. Happig, aber doch den Preis wert wie sich herausstellen sollte. Zumal Lettland und Litauen hiermit ebenfalls bereisbar sind.

Seit dem 1. März '99 reicht ein Reisepass zur Einreise in die baltischen Staaten - kein Visum mehr nötig! Besten Dank für die Info an den ebenfalls dort radelnden Tobias Perrey.
Hatte vorgehabt einige Tage in Tallin zu bleiben. Daraus wurde jedoch nichts. Die Übernachtungsfrage ließ sich nicht zu meiner Zufriedenheit lösen. Die meisten JH's liegen außerhalb. Die eine, die im alten Zentrum liegt hat ein großes Schild am Eingang: "Bar Erootika". Auch nicht wünschenswert.
Gibt aber noch ein Hostel in Zentrumsnähe. Von außen geradezu fantastisch. Brandneu. Wundere mich schon etwas über die ausgeschriebenen Preise. (Werbung: ab 100,- EEK!). Bei 185,- EEK geht's los. ["100,- EEK dreckig und geschlossen" (O-Ton)]

Rezeption
Ältere Dame sitzt in Glaskasten mitten im Eingang. Vor sich auf 'nem Tablett eine Vielzahl von Schlüsseln, alle mit birnenförmigem hölzernen Anhänger.
Als ich einchecke bekomme ich einen der vielen Schlüssel und 'nen kopierten Zettel mit einer mit Bleistift darauf geschriebenen Nummer. 416. Mein Zimmer. "Und wenn Sie rausgehen geben Sie den Schlüssel immer hier ab, jaa?" Bei jedem Lächeln sieht man ihre beiden großen Schneidezähne; Und auch, daß der komplette Rest fehlt.
Stehe 20 Minuten draußen vor der Tür und überlege. Ein Blick auf die Uhr läßt mich entscheiden doch noch weiterzufahren. Gehe wieder hinein und gebe beides wieder ab.
"Oohhh ...   Sie gehen?"
     100%iges Schade-Gefühl.
Wäre stolz gewesen mich als Gast gehabt zu haben.

Es geht die Via Baltika entlang.
Immer wieder komme ich zu Abzweigen an denen ich vorhatte eine Route durch's Landesinnere einzuschlagen, doch aus irgendwelchen Gründen fahre ich jedesmal geradeaus.

Landkarten:
Eesti, 1:500.000, ISBN 9984-07-066-2
Latvija, 1:500.000, ISBN ???
Lietuva, 1:500.000, ISBN 9984-508-79-x

die Besten die es gibt!
Alle erschienen beim Verlag:
SIA <<Apgads Jana seta>>
Elizabetes iela 83/85, korp. 2
Riga LV 1050, Latvija (Lettland)
Tel.: +371 7288297 und 7217271
Fax: +371 7828039

Südlich von Pärnu kommt mir ein Päarchen vollbeladener Reiseradler entgegen. Leider war etwas zuviel Verkehr um zu drehen. (Ausrede);
Irgendetwas hat mich davon abgehalten zu drehen und ein Gespräch anzufangen. Dabei hatte die Frau (eine etwas jünger aussehende nette junge Dame) sehr freundlich herübergelächelt. Aber der Typ vorneweg (scheinbar älterer Mann; dem Aussehen nach) machte ein nicht unbedingt strahlendes (nicht mal unbedingt freundliches) Gesicht.
Schade. Im Nachhinein fühl ich echtes Bedauern, daß ich nicht umgedreht bin. Mit der Frau hätte ich mich sehr gerne unterhalten. Die Gespräche unter Reiseradlern haben immer etwas ganz Besonderes. Aber wenn Mister Griesgram vorneweg fährt ...

Holzhäuser Pärnu

- Lettland -
( Latvija )

Das erste, was ich in Lettland tat, war abbiegen. Das, was ich in Estland sooft vorgehabt hatte. Weg von der Via Baltika, endlich einen Blick ins Hinterland werfen.
Wohingegen meine Estlandkarte viele asphaltierte Straßen zeigt mußte ich in Lettland dazulernen. Keine entsprechende Karte zur Hand mußte ich in Lettland feststellen, daß außer Fernverkehrsstraßen nur eine Handvoll weiterer Durchgangsstraßen asphaltiert sind. Der Rest läuft unter Schotter- und Sandstraßen. Dieses wurde mir dann zum Verhängnis. Einsetzende starke Regenfälle ließen keine andere Wahl als auf die asphaltierten Strecken auszuweichen.
Nachdem ich an Valmiera / Cesis vorbei in Richtung Madona noch auf kleinen und kleinsten Sträßchen gefahren war, blieb mir hinter Madona nichts anderes übrig als auf Asphalt weiter nach Daugavpils zu rollen.

Du hättest durchaus Interesse dir Rußland anzuschauen? Aber Vorausbuchungsmodalitäten, Hotelpreise, Visabesorgung und auch der Rubel lassen dich Abstand nehmen?, dann besuch' Lettland (und auch Litauen) !
Es wird dort vermutlich nicht so gerne gehört, aber abseits der großen Zentren hat sich noch nicht allzuviel getan. Und daß das Resultat der sowjetischen Bauwirtschaft nach diesen wenigen Jahren der Selbstständigkeit noch zu bewundern ist, ist auch klar. Passend dazu auch, daß (vor allem in den östlichen Landesteilen) durchweg russisch gesprochen wird.
Lebensmittelversorgung gut, ist mit keinen Problemen zu rechnen !

Noch ein Tip für Naturfreunde:
Du kommst aus dem Ruhrpott und kennst 'Storch in Nest auf Telegrafenmast' nur von der Postkarte? Hier kannst du sie in Natura bewundern!
[Verzeiht mir bitte den sentimentalen Anflug auf die gute alte Zeit ... ;-))]

Storch im Abflug

- Litauen -
( Lietuva )

Als erstes vermerkt mein Tagebuch: "Litauen gefällt mir auf Anhieb wesentlich besser als Lettland". Liegt allerdings am kurzzeitig besser werdenden Wetter. Ansonsten gibt es keinen allzugroßen Unterschied zwischen den beiden Ländern.
Da das Wetter genauso schnell wieder schlecht wird, wie es besser geworden war, blieb ich den Rest der Fahrt durch Litauen den größeren Straßen treu.

Ach Halt: es gibt doch einen Unterschied: Mir fiel auf, daß es in Litauen im Vergleich zu Lettland eine recht große Anzahl sehr schön eingerichteter kleiner Gasthäuser gibt! Tagebuch: "Halte kurz vor Utena in einem kleinen Gasthaus an (sehr schön!)" - "... dann gut erholt in dem Café an der Tanke an der A2" - "... nachdem ich in einem kleinen Café / Gasthaus keine 200m zuvor gemütlich einen 'Halben' Aldaris [Bier] genossen habe!".

Wort-Geschenk

Bin recht schnell in Richtung Kalvarija unterwegs. Am linken Straßenrand sehe ich ein Mädchen - etwa 13/14 - sich abmühen einen offenbar sehr schweren Sack auf ein daliegendes Rad zu bekommen. Kann ihn nicht mal 'nen Zentimeter anheben. Ist begleitet von einem etwa 5jährigen Jungen.
Frage im Vorüberfahren ob ich helfen soll. Mache dazu eine mehrfach vorwärtsrollende Bewegung und deute dann auf sie und das Rad.
Nickt dreiviertel-verstehend. Kurzer Blick in den Rückspiegel, drehe um und stelle das Rad ab.
Deute dem kleinen Jungen er soll das Rad vorne halten, das Mädchen hält hinten und den Gepäckträger offen. Greife den Sack - 60 Kilo hat der bestimmt, kann ihn nur so eben heben - drehe ihn oben zu (ist offen) und wuchte ihn auf den Gepäckträger.
Schaue dann kurz zum Mädchen, mit fragendem Blick "o.k. so?"
Schaue in ein freudig-strahlendes dankbares Gesicht.

     "atsch!"
Nicke kurz, sitze auf und fahre weiter.

Habe nicht die geringste Ahnung in welcher Sprache sie sprach, trotzdem löst dieses einfache Wort soviel aus ...
Fahre die nächsten Kilometer mit einer unglaublichen, grenzenlosen inneren Freude und Zufriedenheit.

Bliebe nur noch anzumerken, daß die Abfertigung am litauisch - polnischen Grenzübergang Suwalki (es gibt noch einen weiteren) mittlerweile relativ zügig vonstatten geht.
Der weitere Verlauf der Reise führte mich dann nach Polen.